Laurent Fignon beschreibt als Radfahrerlegende ein tiefes leidenschaftlichs Gefühl und dieses könnte so von vielen "Überzeugungstätern" bestätigt werden, die ein vitales "Radsportler - Ich" ausgebildet haben. In seinen persönlichen Beziehungen bevorzugt und pflegt der Radenthusiast ein besonders Verhältnis zum eigenen Velo, das aus dem Laufen ein Fahren gemacht hat. In unserem Sprachraum wird das Fahrrad auch gerne Drahtesel und Stahlross genannt, das dann aber weniger für ein rekordverdächtiges Dahinschießen steht. In der Metaphorik der ambitionierten Rennradfahrer steht das Bike weniger für ein belastbares Transportmittel. Der Name des Zweirades spricht schon in der moderen Terminologie das Bewußtsein für Tradition, Güte und Qualität an: Ist es eine reinrassige italienische Diva, die als Spezifikation ein superschlankes Schaltwerk aufweist, welches präzise und leichtgängig auf Steuerbefehle antwortet? Die Sehnsüchte spiegeln hier eine "patriarchalische Sichtweise" wider. Ist die Ergonomie der Schalthebel veränderbar und spricht die Materialanmutung die moderne Formensprache? Schließlich will ich mich in Individualität und persönlicher Aussagekraft verwirklichen. Oder ist es eine spröde amerikanische Schönheit, die eher mit soliden Werten aufwartet und den Fahrer auf langen Strecken körperlich entlastet? ( Will ich denn als konservativer Fahrer einem Rouleur die Stirn bieten?) Die Imagination wird beim Kauf eines Velos immer in eine materielle Form gegossen und Wünsche werden verwirklicht. - Wichtig, hier geht es nicht um richtige und falsche Auffassungen und Meinungen!- Wir alle sind streng gläubige Radsportanhänger, die in Ausfahrten mit hohen Durchschnittsgeschwindigkeiten kalkulieren. Die Trainingssteuerung erfolgt über entsprechende Parameter und ist selbstverständlich: Herzfrequenz, prozentualer Einsatz der maximalen Leistungsfähigkeit und angemessene Wattzahlen sollen ein gutes Belastungsgefühl begünstigen. Die Motivation für einen moderaten Ausdauerbeich oder eher intensiven Bereich ist unterschiedlich ausgeprägt. Überlastungen sollen vermieden werden. Der Rest wird sowieso von - manchmal fehlender - Muskelkraft erledigt. Radsport kann Glück fabrizieren und dahinter steht (leider) auch eine mächtige Illusionsfabrik. Wir alle folgen der gleichen Philosophie, um noch einml Laurent Fignon in leichter Abänderung zu zitieren: " Zwei Dinge versöhnen den Menschen und die "Auf und Ab des Lebens. Zum einen die wissenschaftliche Literatur mit ihren unbeugsamen Erkenntnissen und zum andern das Fahrrad, das ersonnen wurde, um zu beweisen, dass die irdische Glückseligkeit lebendig ist!"